Liebe CDU Niedernhausen,

in der Ausgabe vom 27. Juli des Niedernhausener Anzeigers schreibst du, Windkraftanlagen im Wald seien für Niedernhausen keine Lösung. Vollkommen zurecht beklagst du den aktuellen Zustand unseres Waldes: „Der Bestandsverlust beläuft sich auf fast 30% und in den kommenden Jahren werden nach vorsichtiger Prognose wahrscheinlich alle Nadelbäume verschwinden und auch die Laubwaldbestände massiv angegriffen werden“.

Warum nur ziehst du aus dieser Erkenntnis die falschen Schlüsse?

Du weißt doch auch: Für eine Windkraftanlage wird 1 Hektar (ha) Baufläche benötigt, davon aber etwa 0,4 ha nur temporär während der Bauphase. Diese können anschließend renaturiert werden. Nur 0,6 ha werden dauerhaft benötigt. Das entspricht in etwa einer Fläche von 80 x 80 Metern. Über 2000 ha der 3529 ha großen Gemeindefläche sind Wald, davon 1024 ha im Eigentum der Gemeinde Niedernhausen. Darüber hinaus ist nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz der bilanzierte Natureingriff auszugleichen.

Du sprichst dich dafür aus, nach anderen Optionen Ausschau zu halten und erwähnst die Photovoltaik, die in der Tat einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten kann. Das Problem dabei ist aber der von dir selbst eingeräumte größere Flächenbedarf. Um die gleiche Strommenge zu produzieren, die ein Windrad auf einer Fläche von etwa 0,6 ha erzeugt, brauchst du etwa 15 ha Fläche. Der Flächenbedarf ist also 25mal so hoch.

Natürlich ist der Bau von Windkraftanlagen ein gewisser Eingriff in unseren Wald. Wenn wir das aber pfiffig hinbekommen und an der Umsetzung mitwirken, können soweit möglich bereits kahle Flächen genutzt werden. Mit einem JA beim Bürgerentscheid am 8. Oktober 2023 schützen wir doch den Wald, weil wir dabei helfen, den Klimawandel zu verlangsamen.   

Anders als du behauptest, stehen Klima- und Umweltschutz nicht konträr zueinander. Vielmehr ist der Schutz des Klimas eine notwendige Voraussetzung für eine gesunde Umwelt, also auch für einen gesunden Wald und den Schutz der Artenvielfalt.

Den deutschen Anteil am globalen CO2-Ausstoß von knapp 2% ins Feld zu führen ist – freundlich formuliert – unterkomplex. Unser Anteil an der Weltbevölkerung liegt bei etwa 1% (84 Mio. von über 8 Mrd. Menschen). Es stünde uns daher gut an, eher Vorbild als Nachzügler bei der Reduktion von Treibhausgasen zu sein.

„Nachhaltigkeit ist nämlich nicht alternativlos Windkraft“ schreibst du in deiner Anzeige. Natürlich nicht, das stimmt schon. Aber wer behauptet das denn? Nur unzureichend Informierte glauben, dass dem Klimawandel durch nur eine einzige Maßnahme begegnet werden kann. Es bedarf vieler Anstrengungen aller. Und es ist ziemlich billig, sinnvolle Lösungsansätze grundsätzlich zu begrüßen, sie aber dann vor der eigenen Haustür abzulehnen. Deshalb hat die CDU-geführte Landesregierung Vorranggebiete für den Windkraftausbau ausweisen lassen und die Gemarkung Niedernhausen dabei nicht ausgenommen.

Liebe CDU Niedernhausen, es gibt auch viele CDU-Wählerinnen und -Wähler die wegkommen wollen von fossiler Energieerzeugung und von der Abhängigkeit von fossilen Importen. Auch sie bevorzugen saubere Energie, finden regionale Stromerzeugung erstrebenswert und spüren Verantwortung für künftige Generationen.

Es wäre prima, wenn du darüber noch einmal nachdenken würdest.

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